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Ohne internationale Kräfte geht es schon heute nicht mehr

In der öffentlichen Diskussion klingt es oft ganz einfach: „Dann holen wir eben mehr Pflegekräfte aus dem Ausland.“ Die nüchternen Zahlen geben diesem Ansatz sogar Recht: Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit stammt das aktuelle Beschäftigungswachstum in der Pflege fast ausschließlich von ausländischen Pflegekräften; mittlerweile hat knapp jede fünfte Pflegekraft in Deutschland eine andere Staatsangehörigkeit. Schaut man nur auf Pflegehilfskräfte, liegt der Anteil noch deutlich höher. Ohne diese Kolleginnen und Kollegen wäre die Versorgung heute schon spürbar schlechter.

Gleichzeitig warnt das Statistische Bundesamt: Bis 2049 könnten – je nach Szenario – 280.000 bis 690.000 Pflegekräfte fehlen. Das heißt: Wir haben gar keine realistische Option ohne internationale Fachkräfte.

Umso ernster muss man die aktuelle DBfK-Umfrage 2025 (Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe, früher „Deutscher Berufsverband für Krankenpflege“) nehmen. Sie kommt zu dem Ergebnis, dass wir genau die Menschen, die wir dringend brauchen, hierzulande mit falschen Prozessen, falschen Signalen und teils offen diskriminierendem Verhalten wieder vergraulen.

„Volle Fahrt bei der Anwerbung – Vollbremsung bei der Anerkennung.“

Umfragen zeigen die aktuelle Stimmung der Pflegekräfte

Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) ist eine seriöse, fachlich anerkannte Quelle – das Ergebnis ist also nicht einfach ein Stimmungsbild aus Social Media, sondern ein belastbarer Hinweis aus der Praxis. Vier Punkte stechen heraus:

  • 77 % der im Ausland ausgebildeten Pflegefachpersonen sagen: „Ich darf in Deutschland weniger als in meinem Herkunftsland.“
  • 70 % wünschen sich ausdrücklich mehr Befugnisse.
  • 39 % würden Kolleg:innen im Herkunftsland nicht empfehlen, nach Deutschland zu kommen.
  • Mehr als die Hälfte berichtet von Diskriminierung oder sogar Übergriffen im beruflichen Alltag.

(Quelle: Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK), Jahresumfrage „Pflege, wie geht es dir?“ 2025, Schwerpunkt internationale Pflegefachpersonen.)

Das deckt sich mit dem, was die Bundesagentur für Arbeit seit 2024/2025 kommuniziert: Wir holen Leute, aber wir integrieren sie nicht konsequent genug – und wir verlieren sie teilweise wieder.

Was internationale Pflegekräfte wirklich ausbremst

  • Die Anerkennungsverfahren sind zu langsam, zu uneinheitlich und zu wenig digital. Ergebnis: Fachkräfte arbeiten monatelang unter ihrem Niveau.
  • Fokus auf Verbot statt auf Kompetenz: Statt zu fragen „Was kannst du schon?“ wird oft gefragt „Was darfst du noch nicht?“. Das frustriert.
  • Diskriminierung im Alltag: Internationale Fachkräfte berichten häufig von rassistischen oder abwertenden Erfahrungen – nicht nur durch Kolleginnen und Kollegen, sondern auch durch Patient:innen und Angehörige.
  • Wenn wir in der Migrationspolitik jahrelang vor allem über „Begrenzung“ reden statt über „Sicherung der Pflege und Versorgung“, dann kommt das genau bei den Menschen an, die wir gerade angeworben haben – und wir senden damit das falsche gesellschaftliche Signal..
  • Deutschland wirbt international mit großem Aufwand um Pflegefachkräfte – und sobald die Qualifizierten da sind, geraten sie in die Mühlen aus Anerkennungsverfahren und Behördenlatein, bis die ursprüngliche Motivation aufgerieben ist.

Ihr Team 24 Pflegedienst GmbH sucht nach neuen Wegen

Wir arbeiten seit Jahren in international zusammengesetzten Teams – im ambulanten Dienst, in der 24-h-Betreuung und im Backoffice. Wir wissen daher aus der eigenen Praxis:

  1. Internationale Pflegekräfte kommen hochmotiviert.
  2. Die meisten wollen bleiben.
  3. Sie gehen nicht, weil die Arbeit am Menschen schlecht wäre – sie gehen, weil die Rahmenbedingungen nicht passen.

Und ja: Auch wir gehen selbstverständlich kritisch mit Fällen um, in denen Integration nicht gelingt, in denen Erwartungen an Sozialleistungen missverstanden werden oder in denen einzelne Personen das System ausnutzen wollen. Wir wissen, dass es schwarze Schafe gibt – das verschweigen wir nicht und das muss man auch nicht romantisieren.
Aber: Die Realität in unserem Alltag ist, dass der überwiegende Teil der Menschen, die nach Deutschland kommen, wirklich arbeiten will und damit ein sicheres Auskommen für die Familie schaffen möchte. Genau diese Gruppe dürfen wir nicht durch Bürokratie, Misstrauen und zu langsame Anerkennung verlieren.

Wir sind wie alle zugelassenen Pflegedienste an strenge gesetzliche Vorgaben gebunden (SGB XI, Versorgungsverträge etc.). Wir können also nicht „einfach mal“ machen lassen und alle Befugnisse freigeben – aber wir müssen beharrlich nach  Möglichkeiten suchen, wie wir die immer größer werdende Nachfrage nach Pflege und Betreuungskräften  in Deutschland befriedigen können. Dabei gilt es, legal, verantwortungsvoll, fair und vorausschauend die Integration neuer Mitarbeitender aus aller Welt professionell zu gestalten – damit sie schnell arbeitsfähig sind, bleiben wollen und die Betreuungssqualität langfristig gesichert ist.

Der demografische Wandel schlägt direkt auf den Pflegebedarf durch

Die demografische Lücke kommt – ob uns das gefällt oder nicht. Deshalb muss jetzt gehandelt werden. Zuwanderung ja – aber bitte nicht nach dem Motto „Holt sie her und dann schaut mal“. Zuwanderung funktioniert nur, wenn sie von Anfang an mit echter Sprachförderung, klaren Zuständigkeiten und so wenig Bürokratie wie möglich verbunden ist.

Integration ist keine Nebenaufgabe, die man „irgendwo mitlaufen lässt“. Sie ist ein eigener Arbeitsbereich – mit Zeit, Struktur, Ansprechpartnern und klaren Prozessen. Wer das nicht einplant, produziert zwangsläufig Frust: bei den internationalen Kolleg:innen, bei den Teams vor Ort und am Ende beim Träger selbst. Und Frust führt in der Pflege fast immer zu demselben Ergebnis: Abwanderung in die Nachbarländer oder Abwanderung in andere Branchen.

Der internationale Wettbewerb um Pflegekräfte ist groß

Ihr Team 24 arbeitet seit Jahren daran, die Personalsituation nachhaltig zu verbessern. Dabei sehen wir sehr deutlich: Die klassischen Herkunftsländer – Bulgarien, Polen, Kroatien, Rumänien – entwickeln sich weiter. Die dortigen Pflegekräfte haben heute mehr Optionen, bessere heimische Arbeitsmärkte und werden international umworben. Die Bereitschaft, „einfach nach Deutschland zu kommen“, nimmt spürbar ab.

Gleichzeitig stehen wir in einem echten Wettbewerb um diese Fachkräfte – mit den skandinavischen Ländern, mit Österreich und ganz besonders mit der Schweiz. Diese Länder punkten oft mit weniger Bürokratie, höheren Löhnen oder klareren Anerkennungsverfahren.

Das gilt nicht nur für examinierte Pflegefachkräfte. Auch im Bereich der Pflegehilfskräfte, Betreuungskräfte und hauswirtschaftlichen Unterstützung merken wir, dass die früher „selbstverständliche“ Verfügbarkeit aus Osteuropa nachlässt. Viele Bewerber:innen vergleichen inzwischen mehrere Länder – und entscheiden sich dann für das Land mit der geringsten Hürde. In der Logistik, in Service- und Transportbereichen sehen wir dieselbe Bewegung: Die Arbeitskräfte sind da, aber sie können heute wählen.

Daraus folgt: Wenn wir den Personalmangel in der Pflege langfristig wirklich abfedern wollen, werden wir nicht nur innerhalb der EU rekrutieren können. Wir werden auch qualifizierte Kräfte aus Nicht-EU-Staaten brauchen – und zwar nicht nur in der Pflege, sondern auch im Umfeld (Betreuung, Hauswirtschaft, Logistik rund um Pflege). Genau deshalb müssen Anerkennung, Sprache und Integration bei uns funktionieren – sonst kommen die Leute gar nicht erst oder sie gehen wieder.

Was Arbeitgeber in der Branche jetzt selbst tun können

  • Klare Onboarding-Strecke (Unterstützung bei behördlichem, ausführliche Einarbeitung, Kompetenzcheck, Weiterentwicklung)
  • Null-Toleranz bei Diskriminierung (klare Ansage in Verträgen und Aushängen)
  • Sichtbarer Status durch Transparenz beim Anerkennungsverfahren
  • Sprachförderung

Fehlende Integration macht die teure Rekrutierung zunichte

Rekrutierung im Ausland, Transfer, erste Unterkunft, Einarbeitung – all das kostet Geld. Wenn die Person nach 10–12 Monaten sagt: „Ich gehe nach Skandinavien, dort darf ich mehr machen“, ist das kein Schicksal, sondern ein absehbarer Verlust, den man mit besserer Integration verhindern könnte.

Unser Fazit

Deutschland braucht internationale Pflegekräfte – das ist durch Bundesagentur für Arbeit und Destatis belegt. Wenn wir aber gleichzeitig Anerkennung verschleppen, Kompetenzen klein halten und Diskriminierung im Pflegealltag dulden, dann schicken wir genau die Leute wieder weg, die wir gerade erst angelockt haben. Das ist weder betriebswirtschaftlich noch gesellschaftlich verantwortbar.
Wir werden die pflegerische Daseinsvorsorge nicht ohne diese Menschen sichern können.